Da vernahmen sie eines Tages einen Ruf: „Geht und sammelt die Tage, die nicht sein sollten!“ Sie sammelten die Tage, an denen Menschen das Liebste verloren, was sie hatten, Tage an denen ein Schmerz sich in das Herz eines Menschen grub, Tage ohne Trost, Tage, an denen das Leben eine Last war, verfluchte Tage voller Zorn und Dunkelheit. Immer gab es einen der sagte: „Dieser Tag sollte nicht sein.“ Sie sammelten sie alle ohne Ansehen ihrer Geschichte. Einer wog ihnen gleich viel wie der andere. Manchmal gab es auch Freudentage von denen einer sagte: „ Dieser Tag sollte nicht sein!“ Sanft trugen sie die Freudentage mit dem Wind in ihre Gärten und legten sie in die Erde; und der Regen fiel auf die Erde, die Sonne gab ihr Licht, bis der Schnee alles bedeckte. Nach Jahr und Tag wuchsen Blumen und Bäume. Das war ein Blühen in diesem Garten, wie keiner es je gesehen hatte. So lebten sie mit den Tagen, die nicht sein sollten.
– nach Luise Reddemann –

Offener Trauertreff: Eine Hilfe zur Selbsthilfe

Der offene Trauertreff ist ein niederschwelliges Angebot, das zunehmend viele ambulante Hospizdienste für Trauernde bereitstellen. Alle vier bis sechs Wochen wird nachmittags in einem besonders hergerichteten Raum Kaffee und Kuchen angeboten; Die Besucher können für eine begrenzten Zeitraum miteinander über ihren Verlust und Fragen zur Lebensbewältigung sprechen, sie können aber einfach nur dabei sein, Ablenkung erleben und erfahren, dass sie nicht allein sind. Der offene Trauertreff wird meist von entsprechend qualifizierten ehrenamtlichen Mitarbeitenden des ambulanten Hospizdienstes unterhalten, die alles vorbereiten, Impulse zur Besprechbarkeit der Trauerprozesse geben, mit an den Tischen der Besucher sitzen und im Bedarfsfall unterstützend in die Gespräche eingreifen können. In den offenen Trauertreff kommen sowohl Trauer Erlebende, die nur dieses Angebot für sich als ausreichend empfinden, als auch Menschen, die noch andere Angebote des ambulanten Hospizdienstes in Anspruch nehmen. Ziel ist es, außerhalb der eigenen vier Wände in Kontakt mit anderen Menschen in einer ähnlichen Situation zu kommen. Gemeinsame Gespräche, gemeinsames Weinen, gemeinsames Lachen – neue Kontakte.

In Respekt vor trauernden Menschen und auf Basis einer Haltung, die Trauer als eine natürliche Reaktion auf einen Verlust wertschätzt, ist es uns wichtig, auf Qualität in den Begleitungsangeboten trauernder Menschen zu achten. Dieses erreichen wir dadurch, dass Menschen, die sich dieser Aufgabe im Rahmen des ambulanten Hospizdienstes des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer e.V. stellen wollen, eine fundierte und fachlich qualifizierte Fortbildung zur Mitarbeit im offenen Trauertreff absolvieren.

Ziele und Inhalte

Als Teilnehmende der Fortbildung “Trauerbegleitung im offenen Trauertreff“ erwerben und erweitern Sie: Ihre Fachkompetenz in der Kommunikation im offenen Trauertreff und erlangen Grundwissen über Trauerprozesse und über leibseelische Zusammenhänge in der Trauer, Ihre Methodenkompetenz in Gestaltungsmöglichkeiten eines Begleitungsprozesses im offenen Trauertreff, Ihre Selbstkompetenz die Sie zur Selbstreflexion u. a. in Bezug auf die eigene Rolle und Ihre die Weltanschauung anregt und Ihre Selbstfürsorge in den Blick nimmt , Ihre Sozialkompetenz befähigt Sie, den Lernprozess in und mit der Fortbildungsgruppe selbstreflektiert und verantwortungsvoll zu gestalten, die Begegnung mit der eigener und der fremden Trauer sensibel und wertschätzend zu betrachten, die Erfahrung und das Erleben von unterschiedlichen Reaktionen und Umgangsweisen zu respektieren, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und einen Umgang mit eigenen Gefühlen zu reflektieren, Ihre Handlungskompetenz befähigt Sie, die oben genannten Kompetenzen zu bündeln, um in der Würdigung des Trauernden die Gesprächsführung sensibel und angemessenen gestalten und in Krisen adäquate reagieren zu können.